Getting ready in Melbourne

Die Idee war, die knapp drei Monate in Australien nicht voraus zu planen, sondern uns gewissermassen einfach treiben zu lassen. Ausser einem über Airbnb gebuchten Apartment in Melbourne hatten wir dann auch wirklich nichts vorbereitet als wir am Flughafen ankamen. Und wie kommen wir jetzt zu der Wohnung auf der anderen Seite von Melbourne? Sich einfach treiben zu lassen ist ja gut und recht, aber irgendwie ist es doch ein bisschen angenehmer, wenn das Wasser, in dem man treibt, nicht ganz so trüb ist. Also brauchten wir die ersten Tage, uns mit Melbourne und überhaupt  mit den australischen Eigenheiten vertraut zu machen.

The Icon St. Kilda
Praktisch, wenn das gesuchte Haus etwas ausgefallen aussieht.

Zurück zur Reise ins Suburb St. Kilda in dem das Wohnhaus mit unserer Wohnung drin steht: Im Grossraum Melbourne fährt man seit kurzem mit der myki-card herum. Entweder man hat eine Karte mit Jahresabo oder eine, auf die man Geld lädt (top up).  Mit der Karte loggt man sich jeweils beim Einsteigen ein (touch on) und beim Aussteigen wieder aus (touch off). Eine mühsame Geschichte und bei den Einheimischen alles andere als beliebt. Hoffen wir mal, dass wir in der Schweiz von solchen Ideen verschont bleiben…
Kaum eingecheckt, ging’s gleich los mit dem Organisieren.

Queen Victoria Market
Lokale Produkte gibt’s am Queen Victoria Market

Erst einmal SIM-Karten besorgen, damit wir miteinander, mit Australiern und im Notfall in die Schweiz telefonieren können. Übers Internet fanden wir heraus, dass das ehemals staatliche Unternehmen Telstra die beste Netzabdeckung bietet und Aldi Australien deren Netz verwendet. Also schnell zwei Aldi SIM-Karten besorgt und aktiviert  – gut, schnell bedeutete in unserem Fall fast eine Stunde mit der Aldi-Hotline telefonieren, weil wir weder Wohnsitz noch eine alternative Telefonnummer in Australien haben. Als das geschafft war, ging es ans Autokaufen. Wir wollten ein Outback-taugliches Auto, es musste in unser Budget passen und sollte idealerweise irgendwo im Grossraum Melbourne stehen. Gumtree.com.au und Carsales.com.au erwiesen sich als die ergiebigsten Handelsplätze im Internet. Gute Infos zum Autokauf in Australien fanden wir hier.

Patrol
Das Ergebnis: ein Nissan Patrol von 2002 mit Outbackausrüstung.

Grundsätzlich ist es in jedem Bundesstaat wieder anders und in Victoria am strengsten geregelt. Ein Auto braucht hier ein maximal 30 Tage altes Roadworthy Certificate von einem zertifizierten Prüfbetrieb, damit man es für drei, sechs oder zwölf Monate bei VicRoads (um-)registrieren lassen kann. Das Autokennzeichen ist nicht persönlich sondern gehört zur Registrierung (Rego) und wird mit gekauft.
Klingt kompliziert? Ist es auch! Und fahre mal ein Auto mitten in Melbourne zur Probe, wenn Du das erste mal links fährst! Da hast Du genug damit zu tun, auf der richtigen Seite nach anderen Autos Ausschau zu halten und richtig herum um die Kreisel zu fahren, während Du krampfhaft darauf achtest, dass Du nicht den Scheibenwischer über die trockene Scheibe schickst statt wie geplant zu blinken. Und hast Du den Wagen wieder heil abgestellt, diskutierst Du technische Details im Aussie-Slang. Mit dem Kopf voller Impressionen und Informationen schaukelt Dich der ÖV durchs riesige Melbourne zurück zur Wohnung und während den eineinhalb Stunden Reise fragst Du Dich, wie viele Autos man so in etwa anschauen sollte, bis man sich entscheidet. Ist das zweite auch das erstbeste, dass man bekanntlich nicht kaufen sollte?

Federation Square
Federation Square

Wie auch immer. Schlussendlich hatten wir es innert den acht Tagen geschafft, zu einem eingelösten Auto zu kommen, den Start unserer Australienreise zu organisieren und ein bisschen was von Melbourne zu sehen.
Nach dem Auschecken am letzten Tag blieb sogar Zeit, ein Footballspiel im Melbourne Cricket Ground zu schauen. Australier lieben Ihren Footy und erklären dem unwissenden Touristen mit Stolz, dass Ihr Football das Original und Rugby wie auch American Football nur Abwandlungen davon seien.

Australian Football
Australian Football – ovales Feld, je 18 Spieler, 4x 30min und die Aussies lieben es

Als wir so vor dem Stadion standen, entschieden wir uns, die Hawthorn Hawks und nicht die Richmond Tigers anzufeuern. Nun ja, Vögel liegen uns halt irgendwie mehr als Katzen. Leider haben wir verloren und unsere Fangemeinde wurde über die viermal 30 min immer leiser. Egal. Spannend war’s trotzdem. Die können einstecken! Da können die Fussballdivas einpacken! Auch interessant am Rande: Hooligans kennt man nicht in Australien. Dafür gibt es die Regel, dass die bestangezogenen Fans die besten Plätze bekommen. Wir sahen auf unserer Seite des Stadions weit über hundert Leute in Anzug oder Kleid in der Schlange an der Kasse.

verloren
Grr! Verloren!

Nicht zu vergessen: Die Tierwelt in Australien! Bereits mitten in der Stadt erhielten wir einen ersten Eindruck davon.

farbenfrohe Sittiche am St. Kilda Beach
farbenfrohe Rainbow Lorikeets am St. Kilda Beach
Zwergpinguine
Zwergpinguine am Pier, zurück vom täglichen Fische jagen im Meer

Zum Schluss noch für die interessierten Lesenden ein paar nützliche Infos zum Einkaufen in Down Under. Auch hier findet man grosse Ladenketten. Zu bestimmten Themen sind es allerdings ein paar mehr als bei uns:

Coles, Woolworths – vergleichbar mit Supermärkten wie Coop
Coles express, Woolworths Caltex, 7/11 – Tankstellenshops
Kmart – verkauft alles rund um Haushalt inkl. Campingartikeln. Preise und Qualität sind mit Produkten von IKEA vergleichbar.
Target – Kleiderladen
JB HiFi, Harvey Norman, Dick Smith – Elektronikläden (kleiner als Mediamarkt)
BCF, Anaconda – Boating, Camping und Fishing Artikel (riesig)
Repco, Supercheap, Autobarn – Autozubehör (alle mit beachtlicher Auswahl)
ARB, TJM – 4×4 Spezialisten
Bunnings Warehouse – Baumarkt wie Bauhaus oder Hornbach
Vinnies, Salvos – Secondhandläden (in jedem grösseren Ort zu finden)

Alkohol bekommt man übrigens nur in Liquor Stores. Diese sind bei Woolworths und Coles praktischerweise Teil des Ladens, einfach mit eigener Kasse. Daneben gibt es noch Alkohol Drive-Thrus wie The Royal, bei denen man seinen Stoff anonym vom Auto aus besorgen kann. Ansonsten bekommt man in keinem einzigen anderen Laden, Kiosk etc. Alkohol.

Wie es mit Zigaretten ist? Nun, Rauchen ist in Australien verpönt, an sehr vielen Orten (auch im Freien) verboten und mit 20 bis 30$ pro Schachtel teuer. Die meisten der restlichen potenziellen Raucher verlieren durch das „Packungsdesign“ ihr Interesse.

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