1,1 bar

11 Tage bei 1,1 bar

Fertig surf, eat, sleep, repeat! Es war wieder Zeit für Abenteuer. Am Nordende des Örtchens Tewantin, nur 12km von unserem Beachhouse entfernt, bringt eine Kabelfähre Autos auf die andere Seite des Noosa River. Dass die meisten Autos Allradfahrzeuge sind, hat einen Grund. Denn die Fähre ist gewissermassen das südliche Tor zum Great Sandy Nationalpark. Zu diesem Nationalpark gehören die Cooloola Coast und Fraser Island, die grösste Sandinsel der Welt. Gefahren wird ausschliesslich am Strand oder auf Sandpisten.

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Eines der Fotos im Visitorcenter.

Geht das gut? Nun, wenn man es richtig macht, dann eigentlich schon. Im Visitorcenter in Tewantin wurden wir mit eindrücklichen Bildern freundlich gebeten, gesunden Menschenverstand beim Fahren walten zu lassen und die Verkehrsregeln zu beachten. Ja, auch am Strand wird links und mit maximal 80 km/h gefahren. Mit den Permits für Eintritt in den Nationalpark und Camping auf Fraser im Handschuhfach schipperten wir also über den Noosa River. Auf der anderen Seite angekommen, fanden wir noch etwa 8km asphaltierte Strasse vor bis wir vor dem Schild „Beach access“ standen. Gut, also ran an die Reifen zum Lüftlen.

Hallo Sand!
Jetzt gilt’s ernst – ab an den Strand!

Wie vorab irgendwo im Internet gelesen, reduzierten wir den Reifendruck von den normalen 2.5 bar auf 1.1 bar. Es sah aus, als ob wir gleich vier platte Reifen hätten. Mit diesem Bild vor Augen und den Bildern aus dem Visitorcenter im Hinterkopf legten wir den Allradantrieb ein und tasteten uns über beängstigend weichen Sand auf den Strand vor. Und wirklich – unser Auto grub sich nicht ein, sondern pflügte unbeirrt durch den Sand. Unser Vertrauen wuchs und die Tachonadel näherte sich über die nächsten Kilometer langsam den 80 km/h. Genussvoll cruisten wir mit offenen Fenstern entlang der rund 50 km langen Cooloola Coast, schauten den rauschenden Wellen zu und beobachteten Brahminy Kites und Weissbauchseeadler, wie sie entlang der Dünen soarten. Beeindruckend!

going camping schild
Ja, eben!

Wegen der langsam aber stetig ansteigenden Flut wurde der Strand immer schmaler. Wir wussten, dass wir kurz vor Rainbow Beach nur bei Ebbe durchkommen würden und nahmen deshalb die Freshwater Road durchs Landesinnere. Die Piste schlängelt sich erst durch lockeren trockenen Eukalyptuswald, dann durch dichten Regenwald, bevor sie kurz vor Rainbow Beach in die Hauptstrasse mündet. Auf dem lokalen Caravan Park angekommen, bezogen wir unser Quartier für die nächsten vier Nächte. Die einfache Cabin war klein, aber sauber und tiptop ausgestattet. Nur etwas kalt war es jeweils in der Nacht. So kalt, dass wir uns in den nächsten Tagen neben dem Auskundschaften des kleinen Rainbow Beach und der grossartigen Umgebung vor allem mit der Frage beschäftigten, wie wir auf Fraser Island die geplanten Campingnächte überstehen sollten.

Delfin
Es gibt viel zu sehen in Rainbow Beach, wie zum Beispiel neugierige Delfine am Pier beim Caravan Park.
Feine Fische
Was das ist? Jawohl! Unsere ersten selbst gefangenen super feinen Speisefische! Fertig Büchsenravioli!
Carlos Sandblow
Der riesige natürliche Sandkasten Carlos Sandblow.

Schliesslich entschieden wir uns, am Tag vor der Weiterreise nochmals zurück nach Noosa zu Fahren und uns bei einer der verschiedenen Brockis mit Wolldecken und –mützen einzudecken. Weil’s näher ist (und mehr Spass macht :-)), fuhren wir wieder den Strand entlang. Wie erhofft fanden wir alles, was wir brauchten. Als ich später auf dem Rückweg so den Greifvögeln über den Dünen zusah, fiel mir ein, dass mir zwei Gleitschirmpiloten in Rainbow Beach erzählt hatten, dass es auch an der Cooloola Coast einen Startplatz geben soll… Die Aussicht war fantastisch!

Sunset flight mit Aussicht
Sonnenuntergang mit Aussicht.

Am nächsten Morgen packten wir unsere – inzwischen mehr als sieben – Sachen und setzten nach Fraser Island über. Am 75-mile Beach auf dem Weg zum Dundubara Campground trafen wir einige andere Inselbesucher in ihrem Geländewagen und entdeckten sogar unseren ersten Dingo. Man nimmt an, dass diese Hunde vor rund 4000 Jahren von asiatischen Seefahrern nach Australien gebracht wurden und schliesslich verwilderten. Inzwischen stehen sie unter Schutz und K’gari, wie die Butchulla People ihre Insel nennen, gilt als das Zuhause der Dingos. Sie sind nicht ungefährlich, weshalb heute ein Grossteil der Campgrounds eingezäunt ist.

Hallo K'gari!
Hallo K’gari!
Dingo
Ein Dingo auf Erkundungstour.
Eli Creek Crossing
Durchquerung des berüchtigten Eli Creek.
Abkühlen im Bach
…anschliessendes Planschen im gleichen Bach.
Flieger am Strand
Wer nicht so gerne fährt, nimmt den Flieger.
Maheno Wreck
Das Wrack der Maheno. Rostet seit 1935 leise vor sich hin.
Goanna
Ein Goanna auf unserem Campingplatz. Die gut 1.5m langen Warane suchen gerne mal nach Essensresten. Zum Glück sind sie harmlos.

Der erste Morgen auf K’gari war leider weniger freundlich. Es regnete und der Ranger, welcher auf seiner Tour bei uns vorbei schaute, machte uns auch wenig Hoffnung. So soll in der Wathumba Bay Schnorcheln doch nicht möglich sein, es sei denn man habe keine Probleme mit gefrässigen Haien und giftigen Quallen. Die Entscheidung, nicht Schnorcheln zu gehen, war danach ausgesprochen schnell gefällt. Wir machten uns dafür auf, in der Bucht fischen zu gehen und unterwegs den Aussichtspunkt Indian Head sowie die Champagne Pools zu besuchen. Nun ja, die Bucht war wunderschön. Nur gefangen hatten wir wieder einmal nichts. Dafür waren da unzählige kleine Kugelfische, welche uns gierig die Köder von den Haken knabberten. Als auch noch dicke Regenwolken aufzogen, traten wir den Rückzug an. Wegen des Windes und der immer häufiger herunterprasselnden Regenschauern sahend wir uns Indian Head und Champagne Pools nur von fern an. Zurück bei unserem Basislager entschieden wir uns, die feinen Büchsenravioli im trockenen Zelt zu geniessen.

blue bottle
Blue Bottle oder Portugiesische Galeere. Selbst angeschwemmt sind sie noch giftig.
Champagne Pools
Heute badet auch sonst niemand in den Champagne Pools.
Feuchte Küche
Feuchte Küche. In der Pfanne die Spezialität des Hauses.

Die nächsten Tage auf der UNESCO Weltnaturerbe-Insel waren entspannter. Auf wurzeldurchsetzten Sandpisten drangen wir tiefer ins Innere der Insel vor, sahen uns verschiedene der etwa zweihundert Süsswasserseen an, besuchten die ehemalige Holzfällersiedlung Central Station und liessen ganz einfach die absolut beeindruckende Natur auf uns wirken.

Lake Allom Turtle
Schildkröte im Lake Allom.
Fraser 4WD
Expedition ins Innere der Insel.
Lake McKenzie
Schneeweisser Sandstrand und glasklares Süsswasser. Der Lake McKenzie war früher das Trinkwasserreservoir der Butchulla Aborigines.
Regenwald Central Station
Tiefster Regenwald bei der Central Station.

Abends am Lagerfeuer gesellten sich zwei bärtige Australier und ihre Freundinnen zu uns. Einer der beiden feierte seinen Geburtstag. Wir feierten kräftig mit und schenkten ihm am nächsten Morgen unseren Gaskocher zum Geburtstag. Da sie ein Verbindungsstück der Gasleitung zu ihrem neuen Profikocher zuhause hatten liegen lassen, war ihre Freude über unser Geschenk besonders gross.

Strandchillen
Sightseeing auf Fraser Island.

Für uns war es der letzte Morgen auf Fraser Island – und eigentlich Tag der Entscheidung. Wir wussten nämlich immer noch nicht, ob wir wirklich weiter nach Cairns fahren oder uns auf den Weg nach Sydney machen sollten. Den Norden kannten wir noch nicht, aber wir wussten, dass es viele Kilometer und einen zusätzlichen Flug nach Sydney bedeuten würde, da wir den Weiterflug von Australien nach Hawaii ab Sydney gebucht hatten. Auf dem Weg nach Süden kannten wir bereits viele schöne Orte, die wir gerne nochmal besuchen würden und auch ein paar Ziele, die wir ausgelassen hatten. Zudem findet man weiter nördlich kaum mehr Surfstrände, dafür jedoch mehr giftige Quallen. Allerdings… auf der Südhalbkugel war inzwischen später Herbst und auch das Meer wurde immer kälter. Also, was tun? Genau! Entscheidung noch ein bisschen hinausschieben. So machten wir auf dem Weg zur Fähre Halt in der kleinen Touristensiedlung Eurong, wo wir wie erhofft Handyempfang fanden und für zwei Nächte eine Cabin in Rainbow Beach buchen konnten.

Fähre Fraser
Die Fähre, die uns schon nach K’gari brachte.

Ein neuer Tag begann und wir machten uns ans Pläne schmieden. Schlussendlich stand fest, dass wir nach Norden weiterreisen würden. Morgen dann. Vorher fuhren wir nochmals nach Noosa zum Flanieren, Bodyboarden und Burger essen. Dabei liessen wir uns so viel Zeit, dass wir am Ende mitten in der Nacht über die Freshwater Road zurück nach Rainbow Beach fahren mussten.

Freshwater Road by Night
Freshwater Road by Night.

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