Dass ich während einer fast fünf Monate dauernden Reise nicht auf den Schirm verzichten will, war gleich klar. Aber was an Ausrüstung nimmt man denn am besten mit?
Eine Leichtausrüstung, klar! Natürlich sollte der Schirm auch unschöne Startplätze überstehen können und nicht zu heiss sein (in anderen Ländern Krankenhäuser besuchen und Ärzte kennen lernen steht ja nicht auf der Bucket List). Der Rettungsschirm sollte nicht so klein sein, dass er im Falle eines Falles nur gerade das Leben rettet sondern nach Möglichkeit auch Verletzungen minimiert. Ein Airbag am Gurtzeug wäre irgendwie auch nicht verkehrt, mal sehen.
Der Schirm
Also, was habe ich denn da so in meinem Fundus? Mein Streckenschirm Swift 4 von Ozone wäre mit 4.2kg bei 25m2 relativ leicht und super zu fliegen. Aber ist er vielleicht zu heikel für unbekanntes Terrain? Auf jeden Fall ist er mir zu schade und ich packe seine langen Stäbchen nur ungern eng zusammen. Nun gut, dann wäre da noch mein alter Golden 3 von Gradient mit 5.3kg bei 26m2 und der Advance Alpha 5, den ich mir für den Soloteil der Tandemprüfung günstig besorgen konnte. Der ist mit 4.7kg zwar kein Leichtgewicht, kann aber dank der kleinen Grösse von 23m2 eng zusammengepackt werden, ist als EN-A ziemlich sicher und zum Starten wie auch Landen absolut problemlos.
Aus meiner Sicht einer der idealsten Reiseschirme wäre der Ultralite 4 von Ozone. Der wiegt in der 25er Grösse gerade mal 2.56kg und ist EN-A zertifiziert. Interessant wäre auch der EN-B Sky Kea mit 3.3kg und 25m2, den man inzwischen gebraucht zu guten Preisen findet.
Das Gurtzeug
Was ist leicht und praktisch? Ein Wendegurtzeug, also ein Gurtzeug, das auf links gedreht gleichzeitig ein Packrucksack ist. Der Markt bietet irrwitzig leichte Gurtzeuge an, allen voran das F*lite von Ozone, welches aus nicht viel mehr als ein paar verwobenen Dyneemafäden besteht und dadurch lediglich 101g auf die Waage bringt. Dieses Gurtzeug ist so klein, dass es in einem Brillenetui versorgt werden kann. Beeindruckend. Aber wohin mit dem Schirm? In einen zusätzlichen Packsack? Und wie sind Schlaufen statt Karabiner am Gurtzeug in der Handhabung?
Bereits in meiner Sammlung vorhanden ist ein Advance Easiness 1, welches ich mir mal als Passagier- sowie Hike and Fly Gurtzeug ersteigert hatte. Es ist ein Wendegurtzeug, mit Airbag rund 1.6kg schwer und relativ klein.
Der Notschirm
Wie oben geschrieben, sollte der Retter genügend Fläche und somit eine geringe Sinkgeschwindigkeit haben. Welche Grösse bei welcher Form und Konfiguration denn ideal ist, darüber scheiden sich die Geister. Seit ein paar Jahren gibt es besonders leichte Notschirme, die dank ausgeklügelter Form trotz kleiner Fläche nicht schnell sinken sollen – und dadurch nur 1kg statt wie früher über 2kg wiegen sollen. Ja genau. Wenn man Äpfel mit Äpfel vergleicht, geht es am Schluss um bestenfalls 400g, die man heute gegenüber einem ca. 5-jährigen Rettungsschrim einsparen kann. Wobei einen das mindestens CHF 800.- kostet.
So gesehen ist mein „alter“ Turbostopp 120 gar nicht so unattraktiv. Inklusive Frontcontainer und Schraubkarabiner wiegt er 1.9kg.
Der Helm
Schwieriges Thema, finde ich. Was ist wirklich nötig? Schwer zu sagen, beziehungsweise stark von Start- und Landeplatz sowie anderen Fakroten abhängig. Vorgeschrieben ist er nicht. Trotzdem ist Schutz natürlich sinnvoll. Da der Platz im Reisegepäck und der Schutz vor Transportschäden auch zu beachten sind, habe ich mich schlussendlich für ein Ripcap entschieden. Das ist zwar kein Helm, bietet aber dennoch deutlich mehr Schutz als gar nichts. Zudem ist es faltbar und leicht.
Das Variometer
Eigentlich muss das Fluginstrument mehr sein als ein reines Variometer. Neben Steigen und Sinken interessieren mich auch Informationen wie Windrichtung, Gleiten, und die Geschwindigkeit gegenüber dem Boden. Ausserdem möchte ich meine Flüge als GPS-Tracks aufzeichnen. Ja, es gibt Handy Apps, die das auch können, aber dann ist das Display in der Sonne schwer lesbar und auch ein voller Akku hält kaum mehr als eine Stunde durch.
Da wäre also mein Flytec Element Track mit 180g, was eingentlich gar nicht soo schwer ist.
Die komplette Reiseausrüstung
- Advance Alpha 5 23 (4.7 kg)
- Advance Easiness mit Airbag (1.78 kg)
- Frontcontainer mit Turbostop 120 (1.9 kg)
- Ripcap (0.16 kg)
- Flytec Element Track (0.18 kg)
Das Fazit
Mein Abfluggewicht beträgt mit dieser Ausrüstung knapp 92kg. Das ist für einen Schirm mit 23m2 Grösse eher viel. Entsprechend musste ich teilweise früher wieder landen als geplant, weil schlicht der Auftrieb gefehlt hatte. Was leider auch nicht ganz aufging, war die Annahme, dass dafür dank der kleinen Fläche auch bei stärkerem Wind noch Flüge möglich sind. Denn als EN-A Schirm gleitet er gegen den Wind ausgesprochen schlecht.
Schlussendlich hatte ich mir mehrfach meinen Swift oder zumindest den Golden herbei gewünscht.
Vom Gepäckvolumen und -gewicht her ist es gut aufgegangen. Denn die knapp 9kg sind beim Reisen auch zusammen mit Fotorucksack und Kleidertasche im grossen Packrucksack noch gut zu tragen.